2010 schrieb Christoph Schütte / FAZ über "Container (2009)":

Ganz normaler Flüchtlingshorror

Umso eindringlicher kann sich eine formal streng konzeptuelle Arbeit wie die Anna Simone Wallingers in diesem Kontext behaupten. „Container“, so der Titel ihrer in einer engen Blackbox vorgeführten Diaserie, zeigt keine spektakulären Bilder, sondern Alltag, Langeweile, Lagerkoller und unausgesetzte Nervenschlacht. Von Männern und Frauen, Familien und Ehepaaren, die als Flüchtlinge für Wochen, Monate oder längere Zeiträume in einem Container mit den Maßen des Vorführraums in Berlin-Spandau hausen. Jeweils zwölf Stunden hat die 1980 geborene Schülerin von Frank Schumacher bei und mit jedem der Bewohner des Containers verbracht und alle halbe Stunde vom selben Standpunkt und ohne Veränderung des Ausschnitts genau eine Aufnahme gemacht.

Was man auf ihnen sieht, mag manchmal friedlich, manchmal kühl, dann wieder pittoresk erscheinen. Doch was man eigentlich sieht in diesen Bildern und jenseits dieser Bilder, steht Mona Mönnigs Kuriositätenkabinett, all den bedauernswerten Katzen, Hunden und Pferdchen, an Furcht und Schrecken nicht im Geringsten nach. Allein, „Container“ zeigt keinen Spleen, kein ausgefallenes Hobby und keine ziemlich große Macke, sondern, noch einmal, Alltag. Warten, Nichtstun, Hoffen, Bangen, kurzum: den ganz normalen Flüchtlingshorror. Kein Zweifel, den Namen Wallinger kann man sich für die Zukunft schon mal merken.

Die Ausstellung im Art Foyer der DZ Bank am Frankfurter Platz der Republik ist bis 11. September dienstags bis samstags von 11 bis 19 Uhr geöffnet.

http://www.faz.net/aktuell/rhein-main/kultur/ausstellung-gute-aussichten-kabinette-des-seltsamen-alltags-11009648.html
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Michael O'Sullivan schrieb in der WASHINGTON POST 2010:

Take Wallinger's work. At first glance, her images look purely documentary. Shot in the cell-like apartments of the German holding centers known as containers -- where foreign asylum seekers live while their applications are being processed -- they have a staged quality. The subjects seem posed, stiff, their faces hidden. That's because Wallinger clicked her shutter only when given permission by the residents, to whom the artist gave total control over how they would be seen. Her subjects, in other words, became her collaborators. What they hide is just as important as what they show.

http://www.washingtonpost.com/wp-dyn/content/article/2010/06/24/AR2010062402367.html
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Der Katalogtext zu Container/gute aussichten 2009/2010 von der Autorin Sabine Tropp hier zum herunterladen:

http://www.sabine-tropp.de/img/lp/annasimonewallinger.pdf

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